Zahl der Bienenvölker sinkt dramatisch - Imker gesucht

Die Zahl der Imker und damit der Bienenvölker geht dramatisch zurück. Mit bedrohlichen Folgen für die Natur und den Mensch. Der Bienensachverständige Karl Neißner vom Imkerverein Bregtal will dem entgegenwirken und bietet im kommenden Jahr ein Kurs für neue Imker an.

Furtwangen – „Die Honigbiene ist nach Rind und Schwein das drittwichtigste landwirtschaftliche Nutztier in Deutschland.“ Dieser überraschenden Feststellung des Wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestages hat Karl Neißner eigentlich nichts hinzuzufügen. Wäre da nicht ein eklatanter Rückgang dieser Tierart. „In den letzten 50 Jahren ist der Bestand an Bienen und an Imkern deutschlandweit um 50 Prozent zurückgegangen.“ Im oberen Bregtal sei die Situation noch schlimmer, stellt er fest. Dort seien die noch etwa 20 aktiven Imker überaltert und der weitere Rückgang sozusagen vorprogrammiert.

Mit erheblichen Folgen für die Natur, wie der Bienensachverständige des Imkervereins erklärt. 80 Prozent der Nektar spendenden Pflanzen werden nämlich durch Bienen bestäubt. Gibt es weniger Bienen, führe dies zu Qualitätseinbußen etwa beim Obst sowie zu Ernterückgängen. Dramatische Zahlen hält Neißner dazu parat. So ging die Zahl der Bienenvölker in Baden in den vergangenen 50 Jahren von 176 591 auf 69 788 zurück. Ähnlich sieht es bei den Imkern aus. Waren es 1952 noch über 17 000, sind es heute noch knapp über 7000.

Eine Entwicklung, auf die etwa die Obstbauern am Bodensee schon reagiert haben. Sie bezahlen heute Imkern Geld, wenn diese mit ihren Völkern anrücken, um die Obstanlagen zu bestäuben.

Dagegen angehen will aber auch Neißner. Der Erhalt und Ausbau der Bienen liegt ihm am Herzen. Aus diesem Grund lädt er am Mittwoch, 19. November zu einer Informationsveranstaltung ein. Im Gasthof „Ochsen“ in Vöhrenbach geht es dabei ab 19 Uhr um die „Zukunftssicherung unsere Kultur und Naturlandschaft durch die Honigbiene“. In der Folge hofft er, Teilnehmer für einen ganzjährigen Kurs zu gewinnen, die dabei zu fachkundigen und engagierten Imkern ausgebildet werden. Drei Anmeldungen dazu hat er bereits in der Tasche. Die angehenden Bienenzüchter reisen dazu eigens aus Stuttgart an, um sich in die Geheimnisse der Imkerei einführen zu lassen.

Der 51-Jährige selbst betreut in Langenbach im Rappeneckweg 25 Völker. Das Hobby hatte einst schon sein Vater betrieben und Neißner es vor sechs Jahren wieder aufgenommen. In zahlreichen Kursen hat er sich seither intensiv weitergebildet und ist nun offizieller Bienensachverständiger. Den Kurs wird er aber nicht alleine bestreiten, sondern er will dazu auch weitere Fachleute gewinnen.

Der Kurs im kommenden Jahr wird fünf bis sechs ganze Samstage dauern, außerdem zwischen Mai und August jeden dritten Sonntagmorgen im Monat. Die Teilnehmer erlernen dabei nicht nur die Bienenzucht in all ihren Facetten sondern auch Bienenkörbe binden, Salben produzieren, Kerzen herstellen oder auch das Kochen mit Honig. Am Ende wird jeder Teilnehmer mindestens ein Bienenvolk haben, verspricht Neißner.

Dazu ist es übrigens nicht nötig, dass die Teilnehmer über einen eigenen Garten oder sonstige Grünfläche verfügen. Die Gemeinde Gütenbach hat bereits versprochen, Gelände zur Verfügung zu stellen und ähnliche Vereinbarungen sollen auch mit Furtwangen und Vöhrenbach noch getroffen werden. Die Teilnehmergebühr beträgt 200 Euro.

Quelle: Südkurier 08.11.2008, Autor Wolfgang Fürderer


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